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Islandträume ::
Es
sollte so etwas wie eine vorgezogene Abi-Reise für mich sein, aber vielmehr war
es die Erfüllung eines Kindheitstraums. Ich weiß nicht wann sich diese Insel
im Nordatlantik in meinem Kopf als Traumreiseziel eigentlich festgesetzt hatte.
Nach einigen Recherchen im Internet hatte ich schließlich einen geeigneten Anbieter
im Norden der Insel gefunden. Von Anfang an war klar gewesen, dass für mich nur
eine Reittour in Frage kommen würde und das ich so viel wie irgendwie möglich
sehen wollte von der Schönheit, die die Natur auf Island so für einen
bereithält.
Am
11. August 2007 war es endlich soweit. Na ja sagen wir mal fast, denn es stand
ja noch ein Tag Sightseeing in London aus, der sich aus den Flugplänen der
Airlines mehr oder wenig zufällig ergeben hatte. Umso schöner das meine
Familie sich entschied an diesem Wochenende ebenfalls nach London zu fliegen.
Ich weiß bis heute nicht womit ich es verdient hatte, aber es waren 20°C und
strahlender Sonnenschein, was man bei London ja nicht unbedingt erwarten kann.
Auf jeden Fall eine wunderschöner Tag an dem ich auch fast alles wichtige zu
sehen bekam. Entlang am Buckingham Palace, durch den Hyde Park, zum Picadilly
Circus, Westminster Church, Big Ben und dann meinem persönlichen Highlight dem
Tower of London und der berühmten Towerbridge. Aber schließlich brachte mich
der Gatwick-Express zum zweitgrößten Airport dieser Stadt, wo ich in einem
kleinen Pension noch eine Nacht warten musste. Schlaf wollte ich nicht wirklich
finden und ich mehr als froh als um 4 Uhr endlich der Wecker die schlaflose
Nacht beendete.
Ich
stand völlig unter Strom als das Taxi mich zum Flug chauffierte und dieses
Gefühl sollte auch erstmal nicht nachlassen. Ein kleines Frühstück bei McDoof
habe ich mir dann noch reingequält, nachdem ich das Essen in der BA schon von
Berlin nach London nicht als berauschend gefunden hatte. Typisch englisch eben.
Die Flugzeit und war sie ja eigentlich nicht lang verging wie im Schneckentempo.
Aber der erste Blicke auf die raue Landschaft ließ mich spontan für einen
Moment den Atem anhalten. Der Augenblick auf den ich so lange hingefiebert war
endlich zum Greifen nah. Nachdem ich samt Koffer durch den isländischen Zoll
war, am Geldautomaten meine ersten ISK gezogen hatte und das Busticket zur
Blauen Lagune gekauft hatte, trat ich vor der Flughafengebäude. Der Atemzug
kühler und vor allem unglaubliche klarer isländischer Luft war ein
unglaubliches Gefühl. Der Bus ließ auf sich warten und meine erste Lektion
bestand darin, dass isländische 5 Minuten auch gut und gerne mal 20 min dauern
können.
Die
Blaue Lagune sollte mich jedenfalls das erste Mal so richtig entspannen. Ich
nenne dieses Paradies auch gerne die große blaue Badewanne. Jedenfalls das
Wasser hatte Badetemperatur und jeder, mich eingeschlossen bot mit dem
Kalkschlamm im Gesicht ein herrlichen Anblick. Irgendwann wurde es Zeit sich
umzuziehen denn um 4 Uhr sollte ich vor der Lagune von unserem Tourguide
eingesammelt werden. Zur Stärkung gönnte ich mir noch eine isländische
Köstlichkeit "Skyr", wovon ich die folgende Woche noch den einen oder
andern Becher essen sollte. Schließlich war kam der angekündigte Kleinbus, der
bereits einige Tourteilnehmer eingesammelt hatte. Aber erst einmal stand Valdi
vor mir und wahrscheinlich sagte mein Gesicht alles. Ob ich einem 66-Jährigen
keine 6-tägige Reittour quer durch Island zutrauen werde. Ich nehme es vorweg:
Valdi war locker dazu in der Lage und dazu der beste Tourguide den man sich
wünschen konnte. Ich sage nur: Valdi for President! Die Fahrt in den Hohen
Norden nach Varmahlíð dauerte einige Stunden die genug Zeit boten die anderen
Mitreiter ein wenig kennenzulernen und vor allem auch schon einen tollen
Eindruck von der Landschaft zu bekommen.
Das
Abendessen im Hesta Sport Holzhüttenpark war jedenfalls ein guter Vorgeschmack
auf das exzellente Essen was uns Halldora jeden Tag servieren sollte.
Unglaublich was diese Frau unter teils Campingbedingungen auf den Tisch
zauberte. Nach einer tiefen, traumlosen Nacht und einem ausgiebigen Frühstück
ging es dann endlich zu den Pferden, wo Gilsi unser Horseguide dann die
Einteilung unseres ersten Pferdes vornahm. Der kleine braunweiße Schecke
erinnerte mich unweigerlich an Toppur. Das Aussehen war auch so ziemlich das
Einzige. Das nächste was Island mich lehrte war, das Satteldecken überbewertet
sind, genau wie übertriebenes Putzen. Man wischt den gröbsten Staub weg,
sattelt, trenst und dann gehts los. Obwohl ich ja im Prinzip wusste, wie man
einen Isländer reitet, waren diese echten isländischen Isländer anders. Sie
haben diesen unglaublichen Willen, diesen durch nichts zu beschreibenden Spirit
und dieses Gefühl werde ich wohl nicht mehr verlieren. Die Landschaft und das
Gefühl von Freiheit hatte mich völlig in Besitz genommen und die freilaufende
Herde tat ein Rest zu diesem unglaublichen Bild. Meine Armbanduhr hatte ich nach
der ersten Nacht nicht mehr aus der Kulturtasche geholt und das sollte sie bis
Reykjavík auch bleiben. Die Zeit spielte einfach keine Rolle mehr. Man lebte
einfach nur, spürte das Leben und sich selbst und war dabei einfach nur frei.
Dieses Gefühl habe ich nie zuvor und seitdem auch nie wieder gespürt.
In
gewisser Weise glichen sich die Tage auch wenn die Landschaft sich im
Minutentakt von einer grünen Oase zur kargen Mondlandschaft verändern konnte.
Vor allem aber die Harmonie mit den Pferden verzauberte mich. In dem Moment wo
es mir gelungen war die Gedanken abzuschalten und einfach nur zu spüren, war
alles so wunderbar einfach geworden. Besser als galaktisch gut war dann der Tag
an dem wir in das Tal der Diebe aufbrachen und ich das erste Mal Bekanntschaft
mit dem Scheckwallach Akipo machen durfte. Von der ersten Sekunde an hatte ich
einen Draht zu ihm und der Etappenteil war einfach nur unbeschreiblich. Ich
sehnte den Moment herbei den wunderbaren Wallach wieder unter dem Sattel zu
haben was sich dann in der letzten Etappe erfüllen sollte. Den Tölt durch das
"Mc Donalds für Pferde" werde ich nie vergessen und die letzten
Momente und der Abschied von den Pferden fiel mir wirklich schwer.
Was
nun noch folgte war ein wundervoller Abschluss. Stehend vor Dreck in voller
Montur ging es mitten unter die Touris zum Wasserfall Gullfoss. Von dort weiter
zu Geysir und auf Valdis Wunsch noch in einen kleinen Wald, der uns die
Bedeutung von Aufforstung zeigen sollte. Nach der ersten Dusche seit 5 Tagen gab
es dann das letzte grandiose Abendessen in Form der besten Fischsuppe die ich je
gegessen habe. Der Abend wurde lang und lustig. Wir haben wie schon so oft
gesungen und schließlich war es an uns Teilnehmern das Lied der Reiter ohne
Unterstützung der grandiosen isländischen Tenöre zu singen.
Á SPRENGISANDI
Ríðum, ríðum, rekum yfir
sandinn,
rennur sól á bak við Arnarfell.
Hér á reiki' er margur óhreinn andinn
úr því fer að skyggja á jökulsvell.
Ref:
Drottinn leiði drösulinn minn,
drjúgur verður síðasti áfang inn.
Drottinn leiði drösulinn minn,
drjúgur verður síðasti áfang inn.
Þei þei, þei þei. Þaut í
holti tófa,
þurran vill hún blóði væta góm,
eða líka einhver var að hóa
undarlega digrum karlaróm.
Ref:
Útilegumenn í Ódáðahraun
eru kannski' að smala fé á laun
Útilegumenn í Ódáðahraun
eru kannski' að smala fé á laun
Ríðum, ríðum, rekum yfir
sandinn,
rökkrið er að síga' á Herðubreið.
Álfadrotting er að beisla gandinn,
ekki' er gott að verða' á hennar leið.
Ref:
Vænsta klárinn vildi' ég gefatil
að vera kominn ofan í Kiðagil.
Vænsta klárinn vildi' ég gefatil
að vera kominn ofan í Kiðagil
Am nächsten Tag fing das große
Abschiednehmen dann langsam an. Noch blieb uns noch der Ausflug nach Þingvellir
an dem wohl jeder eine Münze in die kleine Schlucht warf, die uns die
Sicherheit gibt eines Tages wiederzukommen. Alles also nur ein Abschied auf
Zeit. Der letzte Nachmittag blieb und in Reykjavík zu freien Verfügung. Neben
dem obligatorischen Islandpulli hielt sich das Shopping in Grenzen. Dafür ging
es auf den Turm der Hallgrímskirja mit
einem wunderbaren Überblick über die bunte Hauptstadt des Nordens. Bei einem
teuren aber sehr leckeren Essen ließen wir den Abend schließlich ausklingen.
An den Abschied und den Weg zurück ins echte Leben wollte ich nicht denken und
es fiel schwerer als ich je hatte glauben können.
Noch
schöner aber hat diese ganze Zeit gemach, dass man all dieses mit
wundervollen Menschen teilen konnte. Unsere kleine Tourgruppe war zu einem
wirklich lustigen Haufen geworden auch wenn ich wohl mit Hannah besonders viel
zu tun hatte. Aber auch Andrea unsere Österreicherin, Claudia die Schweizerin,
sowie Hannahs Schwester Sarah sind mir in der Zeit echt ans Herz gewachsen Ich
kann und will aber auch der Rest der Gruppe nicht ausnehmen: die verrückte
Cricket, Inge & Ingeborg, Jos, Kaysa, Katrin, Busfahrer Marino, Köching
Halldora, Horseguide Gilsi, President Valdi und einfach Stefán.
Island
hat mir mehr gegeben als Worte beschreiben können.